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Alter und Herkunft der Familie

Der Geschichtsschreiber Vincenzo Carrari, aus einer alten Patrizierfamilie stammend, Sohn des nob. Mario Carrari und der Giovanna Andreoli, geboren zu Ravenna 14. Sept. 1539, gestorben dortselbst 1596, Dr. jur., beschäftigte sich eingehend mit der Geschichte der Patrizierfamilien Ravennas und hinterließ eine große Zahl gedruckter und ungedruckter Werke.

Carrari hat über die Familie SPRETI zwei Abhandlungen in lateinischer Sprache geschrieben, und zwar „Vita Desiderii SPRETI historici“, die erstmals 1588 als Anhang zu der zweiten Ausgabe der „Geschichte Ravennas“ von Desiderio Spreti in Druck erschienen ist, und eine „Historia Familiae Spretae“ mit Stammbaum, auf die Carrari in der erstgenannten Abhandlung Bezug nimmt.

Unter anderem schreibt Carrari, daß sich trotz vieler Brände öffentlicher und privater Gebäude das edle Andenken dieser Familie durch 400 Jahre erhalten hat.

Arardo IV.
Vater: Antonio I, Mutter: Giacoma Gottifredi

Arardo lebte 1396, war ein tapferer Feldhauptmann; Aldobrandino da Polenta ernannte ihn zu seinem Generalprokurator. Der Bruder des Aldobrandino, Opizzo da Polenta war argwöhnisch auf den Adel und ließ seinen eigenen Bruder Aldobrandino auch andere Bürger der Stadt verbannen, darunter auch Arardo IV. Arardo IV. war verheiratet mit Lucia Calaghini, Tochter des Arztes nob. Bernardino Calaghini.

Serafino Pasolini aus einer alten, noch heute blühenden Patrizierfamilie Bolognas, seit 1396 in Ravenna, beschäftigte sich ebenfalls mit der Herkunft und dem Alter der Familie Spreti in seinem Werk „Lustri Ravennati“, Ravenna 1678-1689. Er gibt in chronologischer Reihenfolge alle bedeutenden Ereignisse Ravennas wieder und erwähnt beim Jahre 1096 bei einem Rückblick auf das 11. Jahrhundert der ravennatischen Geschichte erstmals die Familie Spreti sowie die Patrizierfamilien Rasponi, Monaldini, Lunardi, Lovatelli, Scalfi und Pignatti.

Der Historiker Heilmayer, der sich mit dem Alter der Familie in seiner Geschichte beschäftigt, kommt nach eingehender Erörterung dieser Frage zu dem Schluß, daß die Spretis mindestens seit dem 11. Jahrhundert als Patrizier in Ravenna ansässig waren. Der Umstand, daß der erste mit Vornamen erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts genannt wurde, spreche nicht gegen die schon früher gelegene Zugehörigkeit der Familie zum Patriziat von Ravenna.

Die ersten in der Geschichte namentlich genannten Spreti seien im 12. Jahrhundert schon in solch bedeutenden Stellungen gewesen, daß anzunehmen sei, daß die Familie schon lange vorher zu den eingesessenen Adelsfamilien zählte. Vittorio Spreti machte sich in seiner „Enciclopedia storia nobiliare italiana“ (Vol.VI) nicht die Anschauung zu eigen, daß die Familie schon im 11. Jahrhundert in Ravenna war, sondern stellt sich auf den einzig richtigen Standpunkt der erwiesenen Tasachen.

Er führt aus, daß die von Carrari aufgestellte Reihenfolge der ersten Spreti genau ist und bewiesen wird in Urkunden, die sich im erzbischhöflichen Archiv in Ravenna (Capsa C. Pergam.637; Capsa B. Pergam. 580; et seq.., Capsa E. Pergam. 1275 und 1260) befinden. Carrari schreibt nämlich: „Talamon und Rudolfus, Söhne des Arardus, lebten im Jahre 1232. Von Talamon war Spretus gezeugt, der im Jahre 1235 lebte, von Spretus ein Arardus, der einen anderen Spretus hinterließ, dessen Söhne Arardus, Tamagnius und Marcus waren, von denen alle Familien der Spreti, die jetzt zu Ravenna leben, abstammen. “

Vittorio Spreti kommt anhand der nachgewiesenen Lebensdaten des Rudolfus zu dem Schluß, daß dessen Vater Arardus, der erste namentlich Bekannte, als Stammvater der Familie anzusprechen ist, welcher gegen 1130 geboren worden sein muß.

Lateinisches Gebetbuch des Sigmund Graf von Spreti,
Straubing 1766, Schwarzbraune und Rote Tinte